Geschichte des Unternehmens

Die Ursprünge des Unternehmens gehen auf das Jahr 1896 zurück. Damals schlug Paul Fridolin Kehr (1860-1944) der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen vor, die Gesamtüberlieferung an Papsturkunden bis 1198 zu sammeln und nach dem Vorbild der Diplomata-Reihe der Monumenta Germaniae Historica zu edieren. Geplant war außerdem ein Faksimilewerk und eine Neubearbeitung des rein chronologisch geordneten Regestenwerkes von Philipp Jaffé. Aus dieser "Sammlung und Herausgabe der älteren Papsturkunden bis zu Innocenz III. (1198)" entstand schließlich ein Werk mit einem völlig neuen methodischen Ansatz, die "Regesta Pontificum Romanorum", eine "urkundliche Quellenkunde" für alle Kirchen, die bis ans Ende des 12. Jahrhunderts einmal im Kontakt mit dem Papsttum gestanden hatten.

Trägerin des sogenannten Göttinger Papsturkundenwerkes war seit der Entstehung die königliche Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen; heute die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Zweite Trägerin ist seit 1931 die Pius-Stiftung für Papsturkunden- und mittelalterliche Geschichtsforschung mit Sitz in Zürich, deren finanziellen Grundstock Papst Pius XI. (1922-1939) legte. Dieser hatte vor seinem Pontifikat unter anderem der Biblioteca Ambrosiana in Mailand als Präfekt vorgestanden und in dieser Zeit Bekanntschaft mit Kehr und dessen Vorhaben geschlossen.
Seit 1948 steht die Pius-Stiftung für Papsturkundenforschung unter der Aufsicht einer wissenschaftlichen Kommission aus je einem Vertreter des Archivio Segreto Vaticano bzw. der Biblioteca Apostolica Vaticana, der Monumenta Germaniae Historica, des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung und der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte unter der Leitung des Vorsitzenden der philologisch-historischen Klasse der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Dem Sekretär der wissenschaftlichen Kommission obliegt die wissenschaftliche Leitung. Diese Funktion hatte zunächst Walther Holtzmann († 25.11.1963) inne. Ihm folgten Theodor Schieffer († 9.4.1992) und Rudolf Hiestand (1987–2003, Düsseldorf). Seit Januar 2004 liegt die Leitung des Unternehmens bei Klaus Herbers (Universität Erlangen-Nürnberg).

Die seit 1896 gesammelten Materialien des Unternehmens (Photographien, Mikrofilme, Pausen, Nachzeichnungen, Schriftproben, handschriftliche Kopien) befinden sich heute sowohl in der Arbeitsstelle der Papsturkundenforschung in Göttingen (vorher Bonn) als auch in Rom, Paris, München (vorher Berkeley), Düsseldorf und Erlangen. Hinzugekommen sind in Göttingen als wertvolles Geschenk die umfangreichen Materialien von Harald Zimmermann für die Jahre 896–1046.

Jährliche Berichte über die Tätigkeit der Pius-Stiftung für Papsturkundenforschung finden sich jeweils im Deutschen Archiv für Erforschung des Mittelalters, im Jahrbuch der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, in den Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, in den Miscellanea Bibliothecae Apostolicae Vaticanae sowie in der Rivista di Storia della Chiesa in Italia.

 


Literatur: Rudolf Hiestand, 100 Jahre Papsturkundenwerk, in: Ders. (Hg.), 100 Jahre Papsturkundenforschung. Bilanz - Methoden - Perspektiven, Göttingen 2003 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse, Dritte Folge, Band 261), S. 11–46.