Demografischer Wandel

In Deutschland vollzieht sich ein deutlich erkennbarer demografischer Wandel. Zu den Merkmalen dieses Wandlungsprozess gehören:

  • ansteigende Lebenserwartung
  • niedrige Geburtenraten
  • zunehmendes Alter von Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes
  • Verschiebung der Alterspyramide in Richtung auf ältere Jahrgänge
  • wachsende Anzahl von Haushalten mit geringer Personenzahl
  • Entleerung mancher ländlicher Räume
  • steigender Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund
  • Zunahme von altersabhängigen Krankheiten (z.B. Demenz).

Dieser Prozess des demografischen Wandels hat Folgen für viele Aspekte der gesellschaftlichen Entwicklung und der individuellen Lebensverhältnisse, die teilweise erst in den Umrissen erkennbar werden. Gleichzeitig stellt er die Politik vor neue Herausforderungen, die bereits jetzt durchdacht und aufgegriffen werden müssen. Nur auf der Grundlage einer sorgfältigen Analyse der kausalen Zusammenhänge sowie der Handlungsoptionen wird es gelingen, diese Herausforderungen erfolgreich zu meistern. Angesichts des komplexen Beziehungsgeflechts verlangt die Analyse der Folgen des demografischen Wandels eine fachübergreifende Zusammenarbeit vieler Diszplinen.

Die Forschungskommission "Demografischer Wandel" der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, die Mitglieder aus beiden Klassen der Akademie sowie andere Wissenschaftler zusammenbringt, bietet seit 2014 die Möglichkeit zu einem solchen interdisziplinären Vorgehen. Sie kann gleichzeitig als Forum für einen von der Niedersächsischen Landesregierung erbetenen Gedankenaustausch über die mit dem demografischen Wandel verbundenen Herausforderungen an die Politik dienen. Zu den Fragen, die sich in diesem Zusammenhang stellen, gehören beispielsweise die folgenden:

  • Wie kann die medizinische Versorgung einer zunehmend alternden Bevölkerung sichergestellt werden, ohne dass dabei untragbare finanzielle Lasten entstehen?
  • Welche ethischen Fragen sind zu beantworten, wenn die medizinische Versorgung möglicherweise zunehmend rationiert werden muss?
  • Wie kann auf eine zunehmenden Anzahl pflegebedürftiger Menschen reagiert werden?
  • Welche Migrationsbewegungen zwischen Ausland und Inland sind zu erwarten und wie kann die Integration ausländischer Mitbürger erfolgreich gestaltet werden?
  • Welche Folgen für Ausbau der Infrastruktur, der sozialen sowie medizinischen Versorgung und der Verwaltung ergeben sich, wenn die Bevölkerung ländlicher Räume weiter abnimmt und älter wird?
  • Wie sollte das Bildungssystem auf die zunehmende Dauer der Lebensarbeitszeit und die Beschleunigung des technologischen Wandels reagieren?
  • Wie wird sich der demografische Wandel auf die zukünftige Entwicklung des Wohlstands der Gesellschaft auswirken?
  • Wie können Renten und Pensionen finanziert werden, wenn die Relation zwischen jüngeren und älteren Mitgliedern der Gesellschaft sich zunehmend verschiebt?
  • Was ist unter "Generationengerechtigkeit" zu verstehen und wie kann sie in einer alternden Gesellschaft gewahrt werden?
  • Sollte die Politik versuchen, den demografischen Wandel abzubremsen, und welche Mittel stehen dafür zur Verfügung?

Die Forschungskommission "Demografischer Wandel" kann nicht die Gesamtheit der mit dem demografischen Wandel verbundenen Phänomene aufgreifen. Sie befasst sich aber mit ausgewählten Fragen der oben genannten Art, soweit diese vom Kompetenzspektrum ihrer Mitglieder abgedeckt werden. Die Kommission hält thematisch orientierte Sitzungen ab, in denen Vorträge gehalten und diskutiert werden. Auf dieser Grundlage werden dann von Mitgliedern der Forschungskommission Arbeitspapiere erstellt, die Ausgangsbasis für Gesprächsrunden mit der Landesregierung sein können.